Versorgung neu denken

Mit dem GWQ-Datenpool machen wir Versorgungsqualität bis ins Detail transparent und messbar

Auf die Frage, wie die ideale Versorgungsorganisation aussieht, auf die man hinarbeiten sollte, gibt es keine eindeutige Antwort.

Wir befinden uns in einem kontinuierlichen Transformationsprozess, der die laufenden Veränderungen von Morbidität und medizinischen wie technologischen Möglichkeiten integrieren muss. Das spiegelt sich in den GWQ-Aktivitäten wider: Weil die Regelversorgung auf solche Veränderungen sehr träge reagiert, verfolgt die GWQ das Ziel, konkrete Versorgungsdefizite zu identifizieren und durch selektivvertraglich vereinbarte Programme messbare Verbesserungen zu initiieren. Die Lösungen sind dabei an den von Krankenkassen formulierten Bedarfen orientiert. Mit ihrem anonymisierten Datenpool kann die GWQ Schwachstellen punktgenau identifizieren und angehen; Grenzen werden hier allein durch Einschränkungen der Vertragsfreiheit gesetzt.

Mit dem GWQ-Datenpool machen wir Versorgungsqualität bis ins Detail transparent und messbar.

Im Rahmen ihrer aktuellen Möglichkeiten konzentriert sich die GWQ deshalb auf Handlungsfelder von grundsätzlicher Bedeutung, aber mit konkreten Ansatzmöglichkeiten. Ein Bereich ist die Stärkung der Grundversorgung durch den Ausbau der hausärztlichen Versorgung (HzV). Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Hausärzte als Lotsen, aber auch als vertrauenswürdiger Anker der Versicherten sein können. Der GWQ ist es gelungen, die in der GKV einst unbeliebten HzV-Verträge zu einem Instrument zu machen, das die „besondere“ hausärztliche Versorgung tatsächlich ermöglicht und durch Innovationen bereichert. Die GWQ-HzV-Verträge haben so mit der Telesprechstunde rechtzeitig zum Gebot des „Abstandhaltens“ in der Pandemie das Fenster zur Telemedizin geöffnet. Auf den Weg gebracht wurde 2020 auch ein interprofessionelles und patientenindividuelles Medikationsmanagement, bei dem HzV-Hausärzte und öffentliche Apotheken erstmals und gemeinsam die gesamte Selbstmedikation steuern.

Der Begriff „vermeidbar“ spielt in jeder Reformdiskussion eine große Rolle. Vor allem vermeidbare Krankenhausaufenthalte und Behandlungen als Folge von Volkskrankheiten wie Diabetes oder KHK (koronare Herzkrankheit) belasten die Patienten und sorgen für enorme Kosten. Das GWQ-Versorgungsprogramm „RhythmusLeben“ zeigt beispielhaft, wie das Schlaganfallrisiko bei Patienten mit unerkannten Herzrhythmusstörungen verringert werden kann. Das Programm integriert die telemedizinische Messung der Herzfunktion in den Versorgungsverlauf und macht die Patienten zu Akteuren in eigener Sache. Sie messen über 14 Tage mindestens zweimal täglich ihren Herzschlag und werden bei Auffälligkeiten von einem Kardiologen aus dem „RhythmusLeben-Netzwerk“ mit einem ebenfalls telemetrischen EKG-System versorgt. Dies erlaubt eine exakte Diagnosestellung, die eine vielfach höhere Treffsicherheit aufweist als die Instrumente der Regelversorgung. Angesichts von 270.000 Schlaganfällen und 6,5 Mrd. Euro Kosten pro Jahr kann „RhythmusLeben“ daher Leben retten und Ausgaben erheblich reduzieren.

Nicht nur sinnvoll, sondern notwendig ist die Schließung von Versorgungslücken. Beispielsweise ist der reibungslose Übergang von der stationären in die ambulante Versorgung infolge der sektoralen Trennung in vielen Fällen schwer bis unmöglich. Bei Menschen mit psychischen Erkrankungen kommt ein eklatanter Mangel an ambulanten Ressourcen hinzu, was bei dieser Patientengruppe zu fehlender Nachsorge und damit zu sehr hohen Rehospitalisierungsraten führt. Die GWQ hat für Krankenkassen deshalb das von klinischen Psychologen entwickelte „mentalis“-Programm vertraglich eingebunden. Es begleitet die Patienten in der Zeit nach dem stationären Aufenthalt mit einer Nachsorge-App in Kombination mit einem psychologischen Telecoaching. Der Bedarf an evidenzbasierten und laufend evaluierten Lösungen wie mentalis wird angesichts der noch steigenden Fallzahlen eher noch zunehmen.