





HzV – Hausarztzentrierte Versorgung
GWQ hilft bei Umsetzung der gesetzlichen Verpflichtung
In einem zunehmend komplexeren und spezialisierteren Gesundheitssystem gewinnt die Lotsenfunktion der Hausarztzentrierten Versorgung (HzV) immer mehr an Bedeutung. Der Versorgungsvertrag Hausarzt+ der GWQ entwickelt sich dabei zu einem Selbstläufer mit stetig wachsendem Zuspruch.
Im Sommer 2023 war es so weit: Eine Viertelmillion Versicherte hat sich für die besondere Versorgungsform, den Hausarzt+ Vertrag, entschieden. Über 6.000 Ärztinnen und Ärzte waren zu dem Zeitpunkt registriert. 2023 wurde Hausarzt+ in 14 KV-Regionen angeboten. Je nach Region waren bis zu 38 Krankenkassen dem Vertrag beigetreten. Tendenz weiter steigend.
Vorteile ergeben sich vor allem durch den präventiven Charakter der primärärztlichen Versorgung. Der Hausarzt übernimmt im Hausarzt+ Programm die Rolle als Lotse mit Fokus auf Prävention und Früherkennung. So können zum Beispiel Versicherte im Rahmen von Hausarzt+ den CheckUp ab 35 einmal jährlich in Anspruch nehmen (Regelversorgung alle drei Jahre). Gefördert werden zudem digitale Services wie Videosprechstunde oder digitales Impfmanagement.
Datengestützte Weiterentwicklung
2023 hat die GWQ das crossfunktionale HzV-Analytik-Team HANA gebildet. Das Team bündelt, strukturiert und priorisiert alle analytischen Aktivitäten rund um die HzV. Im Fokus: Die datengestützte Weiterentwicklung der HzV. Beteiligt an dem Team sind Datenanalyst:innen aus dem GWQ Health Data Lab sowie Fachexpert:innen aus dem Informationsmanagement und dem HzV-Team. Auch die Einbeziehung von Expert:innen aus den Kundenkassen ist geplant.
Erste Studien konnten bereits die Wirksamkeit von Hausarzt+ für eine verbesserte Gesundheitsversorgung belegen.
Positive Effekte auf Impfquote
Untersucht wurde die ursächliche Wirkung der Einschreibung in die HzV auf die Impfquote. Die Ergebnisse zeigen, dass die Einschreibung in die HzV im Durchschnitt zu einer Steigerung der Impfquote um 10,2 Prozent gegenüber der Regelversorgung führte. Damit ergibt sich ein
im Zeitverlauf dauerhafter positiver Effekt. Die Erhöhung der durchschnittlichen Impfquote ist zudem konstant. Der positive Effekt bleibt also auch mit längerer Teilnahmedauer bestehen.
Besonders interessant ist der Effekt, da der Hausarzt+ Vertrag in der Honorarstruktur auf pauschale aufwandsgerechte Vergütungselemente setzt und es keine gesonderte finanzielle Anreizsystematik für Impfungen gibt. Diese sind in den Pauschalen inbegriffen.
Gestärkter Impfschutz bei Über-60-Jährigen
Hausarzt+ bewährt sich auch in der Prävention. Dies belegen Analysen des HANA-Teams der GWQ. Ausgewertet wurden die Daten von 24.459 Teilnehmenden und 232.694 Versicherten der Regelversorgung ab 60 Jahren aus den Jahren 2015 bis 2022. Demnach verbessert die Einschreibung in die HzV den Impfschutz vulnerabler Gruppen. So zeigt sich im fünften Teilnahmejahr bei Über-60-Jährigen der größte Effekt mit +5,3 Prozentpunkten.
Ein dauerhafter Anstieg von bis zu 8,5 Prozentpunkten ist insbesondere bei den jährlichen Grippeschutzimpfungen zu erkennen. Ebenfalls zeigt sich ein Effekt der Einschreibung mit +2,9 Prozentpunkten bei der Schutzimpfung vor Gürtelrose.
Kardiale Früherkennung per KI
Auch inhaltlich entwickelt sich Hausarzt+ ständig weiter. Ein Beispiel ist das Modul „kardiale Früherkennung“. Bereits seit Anfang 2023 können Versicherte in der Region Nordrhein von der Herzdiagnostik per Cardisiographie (CSG) oder KI-Vektorkardiographie profitieren. Die Anwendung ist vergleichbar mit einem üblichen EKG. Seit Oktober 2023 steht das Modul „kardiale Früherkennung“ auch den Teilnehmer:innen im Hausarzt+ Vertrag in Baden-Württemberg zur Verfügung.
Der nicht invasive Herz-Screening-Test ermöglicht die Vermessung des Herzmuskels im dreidimensionalen Raum (3D-Vektorkardiographie). Die Messergebnisse werden mit einem KI-gestützten Computer-Algorithmus ausgewertet. Dadurch können arterielle, strukturelle oder rhythmologische Störungen des Herzens früh, sicher und präzise erkannt werden. Einsatzgebiete sind etwa die situative Beurteilung von Brustschmerz sowie die Früherkennung bei Risikopatient:innen, wie z. B. Hypertoniker:innen, Raucher:innen sowie bei Post-COVID-Verdacht.
Nachhaltigkeit in der ambulanten Versorgung
Die GWQ kooperiert seit 2023 mit dem aQua-Institut im Rahmen der Initiative „Nachhaltige Praxis“. Ziel der Initiative ist es, Einrichtungen der ambulanten Versorgung fit für die Herausforderungen des Klimawandels zu machen. Unter anderem sollen Arztpraxen dabei unterstützt werden, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und sich auf klimawandelbedingte Anforderungen wie Hitzeschutz vorzubereiten. Geplant ist die Einbindung des Qualitätsinstrumentes in die selektivvertragliche Versorgung.
Neue Leistungen ab 2024
Für 2024 werden weitere wichtige Leistungen zunächst in den Hausarzt+ Vertrag in Baden-Württemberg integriert. Dabei handelt es sich um Leistungen zur klimaresilienten Versorgung sowie um einen Zuschlag für akademische nichtärztliche Heilberufe.
Klimavulnerabilität im Blick
Ziel der klimaresilienten Versorgungsleistung ist die Verbesserung der Gesundheitskompetenz durch Patient:inneninformationen über den Zusammenhang zwischen Klimawandel und individuellen gesundheitlichen Auswirkungen. Zudem soll die Motivation zu mehr Klima- und Gesundheitsschutz gestärkt werden. Im Fokus stehen dabei insbesondere chronisch erkrankte Patient:innen mit erhöhter Klimavulnerabilität.
Entlastung für Hausärzte und -ärztinnen
Um auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige hausärztliche Versorgung sicherzustellen, ist eine gezielte Delegation bestimmter Tätigkeiten an nichtärztliches Fachpersonal sinnvoll und notwendig.
Durch die Einbindung akademischer, nichtärztlicher Heilberufe wird zudem eine ganzheitliche und koordinierte Betreuung für Patient:innen gefördert.
Je nach Anzahl der wöchentlichen Arbeitsstunden von Angestellten im Bereich des nichtärztlichen Fachpersonals sind ab 2024 spezifische Zuschlagszahlungen geplant.