Zwischen Pandemie und Bundestagswahl

COVID-19 und die Pandemiefolgen – unbarmherziges Brennglas für Schwachstellen im Gesundheitssektor

Im Bundestagswahljahr 2021 forderte die Corona-Pandemie dem Gesundheitssystem in Deutschland vieles ab und hat den Finger auf wunde Punkte, Schwachstellen und Ineffizienzen des Systems gelegt. Früher als gedacht haben Pharmakonzerne weltweit Impfstoffe gegen COVID-19 entwickelt und diese nach deren Notzulassungen ab dem Jahreswechsel 20/21 verfügbar gemacht. Die großen Hoffnungen, dass mit der Impfung ein rascher Ausweg aus der Pandemie möglich ist, wurden u. a. durch Beschaffungsfehler, wechselhafte Impfstoffempfehlungen, Logistikpannen sowie Fehleinschätzungen über die Impfbereitschaft der Bevölkerung enttäuscht. 

Zunehmende Belastungen in vielen Bereichen

Stattdessen gesellte sich zur hohen Belastung der Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Gesundheitsämter eine ebensolche im Bereich der hausärztlichen Versorgung. Hinzu kamen immense soziale und wirtschaftliche Belastungen für Bevölkerung und Unternehmen durch wechselnde Lockdown-Wellen, bisweilen unkalkulierbare Einschränkungen und eine perspektivlose Corona-Politik.

Verminderte Versorgung bei gestiegenen Kosten

Gleichzeitig wurde die allgemeine Gesundheitsversorgung in Krankenhäusern verringert. Gründe waren u. a. Vorgaben zum Freihalten von Krankenhausbetten für potenzielle Corona-Patient:innen, massenweises Aufschieben nicht unbedingt notwendiger Behandlungen sowie weiter zunehmende personelle Kapazitätsengpässe und Überlastungen.

Neue Regierung setzt Reformbereiche auf die Agenda

Mit dem Wechsel der Regierung nach der Bundestagswahl im September gelangten wesentliche Reformbereiche und Aufgabenfelder auf die gesundheitspolitische Agenda und wurden im Koalitionsvertrag definiert. Die Auswirkungen auf die Krankenkassen und das Gesamtsystem werden aber vielfach erst anhand zukünftiger Umsetzungen bewertbar. Unzweifelhaft ist, dass die gesundheitspolitischen Entscheidungen der neuen Regierung in großem Maße durch eine angespannte Finanzlage begrenzt sein werden. Die Gesundheitsfinanzierung ist neben der Bewältigung der Corona-Krise angesichts knapper Finanzmittel eine der größten Herausforderungen für den neuen Gesundheitsminister und das Regierungsbündnis.

Mehr Chancen durch Digitalisierung

Die verschobenen Behandlungen führten wie bereits im Vorjahr zu einer sogenannten Corona-Delle mit Kosteneinsparungen für die Krankenkassen. Dennoch sind die Ausgaben der Krankenkassen um 14 Mrd. Euro gestiegen, knapp die Hälfte davon entfiel auf Ausgabensteigerungen im Krankenhausbereich und bei Arzneimitteln. Beim Kampf gegen das Coronavirus wurde zudem offensichtlich, dass es dabei auch um einen Kampf mit riesigen Datenmengen und deren Deutung geht. Zweifellos gab es große digitale Fortschritte, dennoch haben sich zahlreiche Akteure im Gesundheitssektor noch nicht genug für die Zukunftschancen durch die Digitalisierung geöffnet. Die insgesamt schwache bzw. fehlende Datenbasis lieferte daher häufig eher vage Informationen für die dringend notwendigen politischen Entscheidungen.

Nachhaltige Sicherung der Arzneimittelausgaben

Zur Eindämmung der Kostensteigerungen bei Arzneimitteln hat die GWQ in ihrem Positionspapier „Qualität sichern – Einsparungen heben“ zehn konkrete Empfehlungen formuliert und vorgelegt. Zudem wurde darin auf den dringenden Reformbedarf im Arzneimittelmarkt aus Sicht der Kassengemeinschaft aufmerksam gemacht.

»Qualität sichern – Einsparungen heben« lesen.