Digitalisierung – Plötzlich geht es – muss es sein

Die Digitalisierung hat durch die Pandemie einen kräftigen Schub bekommen

Die Digitalisierung hat durch die
Corona-Pandemie einen starken Impuls erhalten.

Deutschland hinkt den Möglichkeiten zwar weiterhin hinterher, wie die ePA (Elektronische Patientenakte) oder das elektronische Rezept zeigen, die in anderen Ländern längst zum Alltag gehören. Andererseits wurden 2020 Bremsen gelöst, die bis dahin jede dynamische Entwicklung verhindert hatten. Plötzlich sind Telesprechstunden oder digitale Gesundheitsanwendungen keine Fremdwörter mehr in der GKV. Entscheidend ist nun, dass der Impuls das System in die richtige Richtung bewegt.

Es geht dabei nicht um die Umsetzung einer langfristigen und detailliert ausgearbeiteten Strategie. Eine solche „große Lösung“ ist nicht erkennbar und auch nicht realistisch, zu hoch ist die Innovationsgeschwindigkeit, zu kurz sind die Halbwertzeiten digitaler Anwendungen, zu vielfältig die Möglichkeiten. Natürlich werden z. B. telemedizinische Behandlungen Standard in der Regelversorgung werden. Aber die schnelle Integration digitaler Instrumente auf allen Ebenen der Regelversorgung ist angesichts der Marktdynamik illusorisch, weil weder Ziel noch Methoden des digitalen Transfers verbindlich definiert sind. Fortschritte und neue Erkenntnisse können besser erreicht werden durch kluge und flexible Selektivverträge, bei denen die GWQ seit Jahren Vorreiter ist.

Telesprechstunden – plötzlich ganz normal

Erst 2018 sagte der Deutsche Ärztetag eher widerwillig „ja“ zu Fernbehandlungen. Engagierte Ärzte und Unternehmen wie die GWQ waren da längst auf dem Weg: Den TeleArzt hat die GWQ über Jahre gefördert, mit dem telemedizinischen Konsil PädExpert®, der Onlinesprechstunde PädHome® und dem telemedizinischen Langzeitmonitoring PädAssist® wurden selektivvertragliche Lösungen als Antwort auf Ressourcendefizite in der Pädiatrie eingeführt. Aufgrund der Integration von Telesprechstunden in die HzV Ende 2019 konnte Telemedizin in der Corona-Pandemie fast über Nacht zu einem wichtigen und gut akzeptierten Angebot werden.

Apps alleine machen nichts besser. Das grüne Licht für „Apps auf Rezept“ im Frühjahr 2020 war ein genauso überraschender wie wichtiger Schritt, aber aus Sicht der GWQ nicht die beste Lösung für die Integration digitaler Gesundheitsanwendungen. „Gesundheits-Apps“ werden seit Jahren millionenfach von Versicherten genutzt, allerdings ohne Einbindung in das bestehende Versorgungssystem und ohne belastbare Erkenntnisse zum Nutzen. Die nun geschaffene DiGA-Liste löst das Problem nicht; sie ist starr, die Anwendungen sind teuer und sie liefern, sofern sie über den sogenannten „Fast-Track“ auf die Liste gekommen sind, bislang noch wenig Transparenz zu Effizienz und medizinischem Nutzen.

Tatsache ist: Die Digitalisierung bietet keine eindeutigen Lösungen, die nach Prüfung von Zertifikaten automatisch die Regelversorgung verbessern. Für die GWQ liegt die Zukunft in einer flexiblen, zweigleisigen Strategie: Aktuell können gute und qualitätsgeprüfte Selbstmanagement-­Apps Versicherte durch gesundheitlich sensible Lebensphasen wie die der Schwangerschaft begleiten oder zur Unterstützung medizinischer Angebote eingesetzt werden. Die Ergebnisse werden selbstverständlich evaluiert. Mittel- und langfristig geht es um die digitale Vernetzung aller an der Versorgung beteiligten Akteure zur Optimierung der Patient-Journey. Damit können Monitoring, Selbstmanagement und Therapieschritte jederzeit auf jeden Patienten abgestimmt werden. Auch hier können flexible und systematisch evaluierte Selektivverträge schon heute neue Wege in die digitale Versorgungszukunft entwickeln. Und zwar umso besser, je stärker der Pandemie-Impuls nicht nur für eine Verbesserung der vertraglichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen sorgt, sondern auch, je deutlicher die Vorteile auch für Leistungserbringer und Patienten werden.